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Hildegard von Bingen

Hildegard von Bingen (1098 -1179) wurde im Jahre 2012 offiziell zur Heiligen erklärt. Sie war eine sehr weise und mutige Frau die eine tiefe Beziehung zu Gott hatte. Sie war eine der bedeutendsten Frauen des deutschen Mittelalters und wurde zu ihrer Zeit auch „die deutsche Prophetin“ („prophetissa teutoica“) genannt. Mit acht Jahren wurde sie im Kloster auf dem Disibodenberg bei Bingen aufgenommen. Später wurde sie Nonne und gründete zwei Klöster. Ihre prophetische Gabe bestand im tieferen Blick in die Geheimnisse der Bibel. Sie hat verschiedene Werke (und viele Lieddichtungen) verfasst: Aufgrund von tiefen Schauungen hat sie die Werke „Scivias Domini“, „Liber Vitae Meritorum“ und „Liber Divinorum Operum“ geschrieben. Ob die Werke Physika und Causae et curae (medizinische Bücher) visionär entstanden sind oder nicht, darüber wird auch heute noch gestritten. Tatsache ist jedoch, dass die Einsichten Hildegards über die psychologischen und geistlichen Zusammenhänge ihrem Bildungsstand und dem Wissen dieser Zeit weit voraus waren. Sie sah Krankheit als ein gestörtes Gleichgewicht der Einheit von Seele und Körper und auch immer die Folge von sündiger Lebensweise. Und deshalb war für Hildegard auch ganz klar, dass Genesung niemals ohne Gebet und ohne Gott stattfinden kann. Leider fehlen von diesen medizinischen Büchern die Originalschriften, also die Bücher die sie selbst verfasst hatte und die ersten Abschriften davon. Es liegen lediglich spätere Abschriften des 13. bis 15. Jahrhunderts vor. Sicher weiß man jedoch, dass auf jeden Fall auch Abschnitte von Kopisten hinzugefügt wurden. Dies waren zum Teil Aussagen, die ganz und gar nicht in das ganzheitliche, lebensumfassende System Hildegards passen, sie stehen zum Teil sogar im Gegensatz zu ihren anderen Aussagen.

Hier genau beginnt das Problem der Hildegard-Medizin: Das Hauptmittel zur Heilung einer Krankheit war bei Hildegard ganz klar der Glaube. Doch als im 20. Jahrhundert die Hildegard-Medizin bei uns aufkam („wiederentdeckt“), wurde auch sehr viel Esoterisches und dem kath. Glauben nicht entsprechendes Gedankengut mit in die Lehre eingemischt (besonders in der Edelsteintherapie). Die meisten „Wiederentdecker“ und Vermarkter der Hildegard-Medizin bekennen sich zwar zum katholischen Glauben, grenzen sich aber teilweise nicht klar von esoterischem Gedankengut ab. Viele Hildegard-Bücher werden von großen deutschen Esoterikverlagen herausgegeben. Fazit: An sich spricht nichts gegen die Hildegard-Medizin, aber Christen müssen genau hinsehen, wo esoterische Lehre (auch beim Therapeuten) einfließt und inwieweit der Therapievorschlag der katholischen Glaubenslehre entspricht. Wer dies nicht deutlich abzugrenzen vermag, sollte besser die Finger von der Hildegard-Medizin lassen.